„#neuepflegewelt“ – alte Zöpfe abschneiden

15. September 2022

Das Projekt #neuepflegewelt ist ein voller Erfolg.

DÜSSELDORF, 15. September 2022

„Neue Wege gehen“ wollte man vor etwa einem halben Jahr im St. Martinus-Krankenhaus im Düsseldorfer Stadtteil Bilk. Jetzt, sechs Monate später, steht fest: Das Projekt #neuepflegewelt ist ein voller Erfolg. 

Im April dieses Jahres wurde die „Neue Pflegewelt“ auf Station 9 Innere Medizin gestartet. Das Ziel war, diese Station mit Pflegekräften zu betreiben, die sich Veränderungen wünschen, dafür eigene Ideen entwickeln und bewusst den dafür notwendigen Freiraum bekommen. 

Ideen und Wünsche fanden sich in großer Zahl unter den Pflegenden, die ihr Staatsexamen erst vor Kurzem abgelegt hatten. Voraussetzung für die Arbeit auf Station 9 ist, dass das Staatsexamen nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Das Team aus Gesundheits- und Krankenpflegern, Gesundheits- und Krankenpflegeassistenten und einer Medizinischen Fachangestellten gestaltet selbstständig neue Strukturen, stimmt untereinander Prozesse ab und setzt Teilprojekte um. 

„Wir wollen mit der „Neue Pflegewelt“ alte Zöpfe abschneiden, uns von alten Strukturen lösen und in Richtung moderne Pflege gehen“, erklärt Pflegedirektor Tim Plaggenborg. „Den Schwung und die Energie der Pflegekräfte in Entwicklung konnten wir mitnehmen. Das kann man nicht so leicht auf Stationen, wo sich seit Jahrzehnten feste Strukturen durch langjähriges Personal etabliert haben. Alle sprechen davon, dass man junge und wenig erfahrene Pflegekräfte fördern soll, wir tun es.“ 

„Wir hatten das Vertrauen, eine ganze Station in die Hände wenig erfahrener Pflegekräfte zu legen. Der Erfolg gibt uns Recht. Die Station läuft wie am Schnürchen und wir haben schon viele neue Ideen umgesetzt, wie etwa die „Übergabe am Patientenbett“. Hierbei werden beim Schichtwechsel die wichtigen Informationen direkt am Bett mit dem jeweiligen Patienten besprochen. „Damit besteht die Möglichkeit, den Patienten aktiv in seine Behandlung und Pflege mit einzubeziehen und seine speziellen Bedürfnisse besonders und übergreifend zu berücksichtigen“, so Plaggenborg, dem die Kommunikation mit dem Patienten, sofern es die Situation ermöglicht, besonders wichtig ist.

Begeistert ist auch Lolita Garecht, die die Station leitet: „Ich bin 25 Jahre jung, mein Examen habe ich im Frühjahr 2020 absolviert und im Anschluss zwei Jahre in der Geriatrie gearbeitet. Im April dieses Jahres habe ich das Ruder auf Station 9 übernommen. Meine Weiterbildung zur Stationsleitung schließe ich Ende dieses Jahres ab, derzeit befinde ich mich schon in der Vorbereitungsphase für die anstehenden Prüfungen.“

Lolita Garecht hat Spaß bei der Arbeit. Die junge Stationsleitung findet den lockeren Umgang mit ihren Kollegen motivierend und unterstreicht, dass auf ihrer Station alle Mitarbeitenden ein sehr freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen und sich jeder auf jeden verlassen kann. Das macht sich auch bei der Arbeit bemerkbar: „Für Unsicherheiten oder schlechte Laune ist bei uns kein Platz und das strahlen wir auch auf unsere Patienten aus. Wir sind alle nicht nur charakterlich, sondern auch kulturell sehr gemischt, das finde ich persönlich sehr schön.“ 

So sieht es auch ihr Kollege und stellvertretender Stationsleiter Christos Anagnostopoulos, der erst mit Mitte 40 seine Leidenschaft für den Beruf entdeckte und dann die Ausbildung mit 49 Jahren erfolgreich beendete. Der heute 50-jährige Pfleger erklärt: „Auf „normalen“ Stationen herrschen oft veraltete Prozesse. Frisch Examinierte müssen den veralteten Regelungen folgen. Während meiner Einsätze in der Ausbildung habe ich häufig gefragt: Warum machen wir das so? Und die Antwort war: Es war immer so oder wir machen das schon lange so. Die „Neue Pflegewelt“ ist anders. Wir können unsere Station unter Beobachtung selbst gestalten. Wir etablieren selbst Prozesse, Strukturen und Abläufe. Unsere Aufgaben regeln wir pro Schicht selbst. Unser Team ist gut aufeinander eingespielt. Wir sind spontan, wenn etwas nicht passt, ändern wir das sofort. Wir verlieren keine Zeit. Denn nur, wenn wir Kollegen mit Ablauf der Arbeit zufrieden sind, kann auch ein Patient zufrieden werden.“ 

Der stellvertretende Stationsleiter bringt ein Beispiel: „Wenn ein Patient die Körperpflege um 7.00 Uhr nicht möchte, dann ändern wir den Ablauf. Wir passen uns den Bedürfnissen des Patienten an, dadurch fühlen sich die Patienten bei uns wohl. Die moderne Pflege sollte die Patientenzufriedenheit in den Mittelpunkt stellen.“ Auch die Übergabe am Patientenbett komme positiv an. Der Patient und seine Angehörigen sind in den Pflegeprozess mit einbezogen. 

Christos Anagnostopoulos betont: „Es ist auch einfach toll, dass wir die volle Unterstützung von der Krankenhausleitung haben. Das Feedback ist sehr positiv und das motiviert noch mehr. Nicht jeder in der Pflege hat die Gelegenheit, sich so einzubringen. Viele Kollegen aus dem Haus werden inzwischen neugierig und möchten bei uns eine Hospitation machen, die Bewerbungen sind gestiegen. “ 

Foto: Susanne Werding 



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