Großer Einsatz für kranke Kinder aus Krisengebieten

09. April 2019

Team der Orthopädie und Unfallchirurgie des St. Martinus-Krankenhauses behandelt Kinder aus Krisengebieten unentgeldlich.

Der kleine Farias ist elf Jahre alt. Im Mai 2017 ist er mit der Hilfsorganisation Friedensdorf International aus Angola zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gekommen. Der zierliche Junge leidet an einer schwerwiegenden Fehlstellung des linken Kniegelenks. Durch diese Fehlstellung war er schwer gehbehindert, konnte sich nur beschwerlich fortbewegen und musste in seinem Alltag ganz erhebliche Einschränkungen hinnehmen. Aktivitäten, die für andere Kinder seines Alters ganz normal sind, wie etwa Fahrradfahren, Fußballspielen oder einfach rumtoben, laufen oder springen, all das war für Farias unvorstellbar.

In seiner Heimat Angola konnte Farias nicht adäquat behandelt werden. Auch Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges ist dort die Ernährungs- und Gesundheitssituation der Bevölkerung größtenteils katastrophal. Deshalb wurde der kleine Junge mit dem 61. Angola-Hilfsflug aus seiner Heimatregion Cuanaza Norte, etwa 100 km von der angolischen Hauptstadt Luanda, in das Friedensdorf Dinslaken gebracht. 

Mitte Februar letzten Jahres stellte die gemeinnützige Organisation Friedensdorf International Farias in der Orthopädie und Unfallchirurgie des Bilker St. Martinus-Krankenhauses vor; seitdem befindet sich der Elfjährige in intensiver medizinischer Behandlung unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Wolfgang Court und Oberarzt Dr. med. Andreas Olk.

Dr. Olk, Facharzt für Spezielle Unfallchirurgie und Spezielle Orthopädische Chirurgie, kümmert sich bereits seit 15 Jahren um kranke und verletzte Kinder aus Krisengebieten. Im Fall von Farias führten Dr. Court und  Dr. Olk insgesamt sieben, zum Teil mehrstündige, schwierige Eingriffe durch, bei der die bizarre Fehlstellung des Kniegelenks des Jungen operativ korrigiert wurde.  „Nun sind fast alle Operationen abgeschlossen und zu unserer Zufriedenheit verlaufen. Farias geht es immer besser“, berichten die erfahrenen Operateure.

In den letzten 15 Jahren versorgten Dr. Olk und sein Team etwa 20 Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. Die Verletzungen der Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren stellen dabei auch erfahrene Mediziner mitunter vor große Herausforderungen. Viele der Kinder hatten zuvor ein von Schmerzen und körperlichen Einschränkungen geprägtes Leben. Sie litten, oftmals im Rahmen von Kriegsverletzungen an eitrigen Knochenverletzungen mit Falschgelenkbildungen, instabilen Gliedmaßen und offenen Wunden, sodass ihre Gesundheit potentiell bedroht war. Auch Verletzungen durch Schlangenbisse oder stumpfe Traumen bedrohten nicht nur die Gliedmaße der Kinder, sondern auch ihr Leben.

Nach Deutschland gelangen die Kinder mithilfe der durch Spenden finanzierten Hilfsorganisation Friedensdorf e.V. , die jährlich rund 1.000 kranken und verletzten Kindern aus Krisengebieten eine professionelle medizinische Versorgung ermöglicht. Die Behandlungskosten der Kinder, die im Düsseldorfer Krankenhaus operiert werden, trägt das St. Martinus-Krankenhaus; Dr. Court, Dr. Olk und ihr Team verzichten zusätzlich auf ihr Honorar. Dabei kann ein Krankenhausaufenthalt bis zu sechs Wochen dauern; je nach Schwere und Komplexität der Verletzung sind bei manchen Kindern drei oder vier längere Aufenthalte in Krankenhaus notwendig. Für die Unterbringung und Versorgung vor und nach dem Krankenhausaufenthalt sorgt das Friedensdorf International in Dinslaken gemeinsam mit seinen ehrenamtlichen Helfern, bevor die Kinder nach ihrer Genesung zu ihren Familien zurückkehren.

„Der kleine Farias war anfangs sehr ruhig und in sich gekehrt“, erzählt Dr. Olk. „Aber mittlerweile hat er Vertrauen gefasst und fühlt sich ganz wohl bei uns. Das liegt sicher auch daran, dass sich junge Pflegekräfte aus meinem Team um Farias kümmern und ihm dabei helfen, Deutsch zu lernen. Damit ist es für Farias hier wesentlich leichter, sich zurechtzufinden “, erzählt Dr. Olk. „Ich bin froh, dass wir dem Jungen hier so gut helfen konnten; damit hat er eine Chance auf ein weitestgehend schmerzfreies und selbstbestimmtes Leben in seiner Heimat.“
Geplant ist, dass Farias im Mai gesund und munter nach Hause zurückkehren kann, wo seine Mutter und seine beiden Geschwister ihn bereits sehnsüchtig erwarten.

Besonders beeindruckt ist Dr. Olk vom professionellen und gleichermaßen menschlich zugewandten Umgang seiner Pflegeteams mit den kleinen Patientinnen und Patienten. Kleine Aufmerksamkeiten, wie Kuscheltiere und Spiele, aber auch ein fürsorglicher und warmherziger Umgang mit den Kleinen, die oftmals monatelang von Eltern, Geschwistern und ihrem gewohnten Umfeld getrennt sind, sorgen dafür, dass die Zeit im Krankenhaus nicht zu lang wird.

„Unsere Pflegerinnen und Pfleger leisten einfach großartige Arbeit. Sie sorgen dafür, dass es unseren kleinen Patientinnen und Patienten hier auch emotional an nichts fehlt“, sagt Dr. Olk. „Und das unterstützt auch den Genesungsprozess unserer kleinen Gäste.“

„Die Geschichten der Kinder und die Umstände, unter denen sie zu uns kamen, sind mitunter sehr berührend. Kein Wunder, dass einem die Kleinen so schnell ans Herz wachsen“, erzählt Sr. Susanna, die als Pflegerin bereits einige der kleinen Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg zur Genesung gepflegt und begleitet hat.

„Wenn es den Kleinen dann wieder besser geht, macht mich das immer unglaublich stolz und glücklich. Und dann ist der Pflegeberuf einer der schönsten und verantwortungsvollsten Berufe, die ich mir für mich vorstellen kann“, so die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin über die besonderen Glücksmomente, die sie in ihrem Beruf immer wieder erleben darf.

Dass die Krankenhausleitung des St. Martinus-Krankenhauses ihm und seinem Team dieses humanitäre Handeln seit Jahren ermöglicht, darüber ist Dr. Olk sehr dankbar.
„Angesichts unserer christlichen Tradition sehen wir die Unterstützung bedürftiger Kinder als selbstverständlich an“, erklärt Stefan Erfurth, der Kaufmännische Direktor des St. Martinus-Krankenhauses im Düsseldorfer Stadtteil Bilk, seine Entscheidung, dieses Engagement uneingeschränkt zu unterstützen.

Bildunterschrift: Patient Farias und sein behandelnder Arzt, Dr. med. Andreas Olk



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